Leserbrief einer betroffenen Familie

Zunächst einmal möchten wir kurz auf den Status des Gymnasiums Nonnenwerth eingehen. Diese Schule wird immer als Privatgymnasium bezeichnet und in einigen Berichten wurde der Eindruck erweckt, dass es sich bei dem Kampf um diese Schule um Luxusprobleme reicher Familien und ihrer Eliteschule geht. Dieses Bild ist völlig falsch und nichts davon trifft auf die kämpfenden Familien zu. 

Der herausstechende Unterschied ist, dass wir keine Schulgebühren aufgrund eines Schulvertrages zahlen, sondern aus Gründen der Solidarität Mitglieder des Födervereins dieser Schule sind. Der monatliche Beitrag beträgt hier 200€ für den ersten Schüler, Geschwisterrabatt und Härtefallregelungen sind auch vorhanden.

Die Mitgliedschaft hat grundsätzlich keinen Einfluss auf den Schulplatz des Kindes.

Als betroffene Eltern fühlen wir uns vom Geschäftsführer Soliman absolut hintergangen, angelogen und betrogen.

Auf dem Elternabend, auf dem Soliman sich als neuer Geschäftsführer vorgestellt und den Eltern versprochen hatte, den Fortbestand der Schule langfristig zu sichern und weiter ausbauen zu wollen, klang alles sehr ermutigend und vielversprechend.

Doch leider kamen ziemlich schnell die wahren Absichten des Herrn Soliman ans Tageslicht. Zunächst bemühte man sich den Brandschutz und damit den Schulbetrieb ins stocken zu bringen, zeitgleich kam ein Exposé einer Kölner Immobilienfirma zum Vorschein wonach das altehrwürdige Klostergebäude in 47 Luxusappartements umgebaut werden sollte.

Spätestens zu diesem Zeitpunkt war jedem klar, dass alle Versprechen und jedes Wort nur Lügen waren.

Was uns darüber hinaus als Christen sehr enttäuscht ist, dass sich der Franziskaner Orden gänzlich zurückgezogen hat und bislang kein einziges Statement zu den Vorfällen abgegeben hat, obwohl dieser mit dem Verkauf ursächlich zu dieser Situation beigetragen hat. Stecken etwa beide unter einer Decke? Sind ggf. illegale Gelder geflossen? Die Vermutung liegt zumindest im Bereich des möglichen - schließlich hat die Staatsanwaltschaft Koblenz Untersuchungen gegen Soliman und seine dubiosen Geschäfte eingeleitet.

Besonders tragisch ist die Situation aber für die betroffenen Schüler und Schülerinnen sowie das Lehrpersonal. Nonnenwerth ist eine absolut besondere Schule, insbesondere aufgrund des angebotenen bilingualen Zweiges. Diesen bietet im näheren Umkreis keine andere Schule an. Bei einer Schließung hätten die Schüler und Schülerinnen keine Möglichkeit diesen an einer anderen Schule weiter zu führen. Noch schwieriger stellt sich die Sachlage für die Lateinklassen dar, denn diese Klassen haben erheblichen Nachholbedarf in Englisch - im Vergleich zum „normalen“ staatlichen Gymnasium. Für die MSS Stufen ist der Schulwechsel am gravierendsten, die gewählten Leistungskurse werden auf den umliegenden Schulen gar nicht angeboten. Zudem ist Nonnenwerth ein G8 Gymnasium, alle für den Wechsel bereitstehenden Gymnasien sind auf G9 ausgelegt. Hinzu kommt, das die für einen Wechsel in Frage kommenden Schulen unsere Kinder gar nicht aufnehmen können- die Schulen sind meist bereits an ihrer Kapazitätsgrenze.

Ein bruchfreier Transfer auf eine andere Schule ist somit bei allen Versuchen gänzlich möglich.

Herr Soliman nimmt billigend in Kauf, dass die schulische Zukunft von immer noch mehr als 500 SchülerInnen ( es waren einmal 680) abrupt endet. Seine Gier nach Profit scheint für ihn die einzige Erfüllung zu sein, denn ansonsten hätte er längst aufgehört ständig neue Lügengeschichten zu erfinden und ernstgemeinte Angebote zur Fortführung des Traditionsgymnasiums angenommen oder eine Chance eingeräumt. Er schlägt jede Hand aus, die ihm zur Hilfe gereicht wird.

Was uns ebenfalls fassungslos stimmt ist, dass selbst eine Landesregierung machtlos zusehen muss? wie ein Mensch die Zukunft von über 600 SchülerInnen und LehrerInnen gefährdet.

Als einziges Argument für die Schließung dieser Traditionsschule werden Brandschutzmängel am Schulgebäude angeführt. Die betroffenen Eltern möchten ihre Kinder selbstverständlich sicher im Schulgebäude untergebracht wissen. Natürlich möchten wir, dass alle Personen im Notfall schnellstmöglich evakuiert werden können. Niemand setzt sein Kind wissentlich solchen Gefahren aus. Aber hier liegt der Kasus Knaxus: Herr Solimann bezieht sich ständig auf eklatante Brandschutzmängel, deren Behebung seine finanziellen Möglichkeiten übersteigen würde. Er bezieht sich hierbei auf ein Gutachten, das gar kein wirkliches Brandschutzgutachten ist, die angeführten Zahlen sind bereits mehrfach von Experten angezweifelt worden. Er selbst könnte die Behauptungen, dass diese Probleme nur vorgeschoben sind, mit einem Schlag entkräften. Alle Beteiligten möchten zu diesem Thema endlich Klarheit und fordern ein Gutachten eines unabhängigen Experten. Der müsste dazu auf die Insel und sich ein Bild vor Ort verschaffen. Das verweigert Herr Soliman aber und geht sogar soweit, dass niemand mehr „seine Insel“ betreten darf. Er hat Sicherheitsleute und Wachhunde auf der Insel postiert. Selbst der Schulaufsichtsbehörde wurde der Zutritt zum Schulgebäude verweigert.

Ein solches Abwehrverhalten hat jemand, der nichts zu verbergen hat, doch eigentlich gar nicht nötig?

Hier ist unsere Politik, insbesondere die Landesregierung gefordert! Hier muss gehandelt werden! Auch Herr Soliman hat sich an geltende Rechtssprechung zu halten und die gesetzlichen Regelungen zum Thema Brandschutz einzuhalten.

Am meisten belastet uns Eltern aber die Situation unserer Kinder. Diese Ungewissheit, diese Ungerechtigkeit, diese Zukunfts- und Verlustängste sind eine enorme Belastung für die SchülerInnen. Das durch Herrn Soliman gegebene Versprechen, das Schuljahr mit Würde zu Ende zu bringen, ist längst schon hinfällig. Zum Halbjahreszeugnis haben einige SchülerInnen schweren Herzens die Schule verlassen, Anfang April musste man sich von den ersten LehrerInnen verabschieden. Wir sehen, dass die verbleibende Lehrerschaft mit großer Motivation um die Aufrechterhaltung des Schulbetriebes kämpft, dennoch kommt es zu nicht unerheblichen Unterrichtsausfällen.

Und dennoch kämpfen wir weiter um diese Schule und haben immer noch Hoffnung, dass die Gerechtigkeit endlich siegt! Das die Verantwortlichen endlich ihre Möglichkeiten ausschöpfen und unser Durchhaltevermögen belohnt wird.

Nie hätte ich geglaubt, dass Eltern und Schüler im Jahr 2022 in Deutschland für den Erhalt ihrer Schule kämpfen und demonstrieren müssen!

Wir hoffen weiter, dass sich dieser beispielslose Zusammenhalt von SchülerInnen, LehrerInnen und Elternschaft bezahlt macht, der Schulbetrieb ab September weitergeht und wir uns gemeinsam aufrappeln und neue Wege gehen werden.

Familie P., Windhagen

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